Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2018: Aufschwung verliert an Fahrt – Weltwirtschaftliches Klima wird rauer

Die Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose legt hiermit ihre Analyse der Entwicklung der deutschen Wirtschaft und der
Weltwirtschaft vor, die sie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie erstellt hat. Die 137. Gemeinschaftsdiagnose trägt den Titel Aufschwung verliert an Fahrt – Weltwirtschaftliches Klima wird rauer.
Sie enthält eine detaillierte Kurzfristprognose bis zum Jahr 2020 sowie eine mittelfristige Projektion der Wirtschaftsentwicklung
bis 2023. In einem Schwerpunktthema setzen sich die Institute mit den möglichen Folgen der internationalen Handelskonflikte
für die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland auseinander. Der Aufschwung in Deutschland geht in sein sechstes Jahr. Er hat
allerdings an Fahrt eingebüßt. Dies hat sowohl nachfrageseitige als auch angebotsseitige Gründe. Zum einen hat sich das Auslandsgeschäft im Einklang mit der Verlangsamung der Konjunktur in den wichtigsten deutschen Absatzmärkten abgeschwächt.
Zum anderen sehen sich Unternehmen allem Anschein nach zunehmend produktionsseitigen Engpässen gegenüber, vor allem
bei Arbeitskräften und beim Bezug von Vorleistungsgütern. Überlagert wird dies durch Probleme in der Automobilindustrie im
Zusammenhang mit der Einführung des neuen Prüfverfahrens WLTP, die aufgrund der hohen gesamtwirtschaftlichen Bedeutung
der Branche sichtbare Spuren beim Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts hinterlassen. Die Umstellungsprobleme dürften
aber im Winterhalbjahr überwunden werden. Hinzu kommen Impulse aufgrund von finanzpolitischen Maßnahmen, die zum
Jahresbeginn 2019 in Kraft treten. Im Durchschnitt dürfte die Wirtschaftsleistung nach einem Zuwachs um 1,7% in diesem Jahr
mit Raten von 1,9% im Jahr 2019 und 1,8% im Jahr 2020 expandieren. Die Beschäftigung dürfte weiter spürbar, wenngleich
mit abnehmendem Tempo ausgeweitet werden. Die registrierte Arbeitslosigkeit nähert sich gegen Ende des Prognosezeitraums
wohl der Marke von zwei Millionen. Die Inflation wird sich dabei voraussichtlich von 1,8% im Durchschnitt dieses Jahres auf 2,0%
im kommenden Jahr beschleunigen und 2020 bei 1,9% liegen. Trotz einer expansiv ausgerichteten Finanzpolitik zeichnen sich
für den Staat auch weiterhin Haushaltsüberschüsse ab, die allerdings von 54 Mrd. Euro auf gut 40 Mrd. Euro zurückgehen werden.
Die Risiken für die deutsche Konjunktur haben aber zugenommen. Vor allem ist das handelspolitische Klima weltweit rauer
geworden. Zwar ist Deutschland von den bisher von den USA verhängten Einfuhrzöllen nur wenig betroffen. Jedoch hat sich
gezeigt, dass es die protektionistische Außenwirtschaftspolitik der USA nicht bei Drohungen belässt. Eine Eskalation des
Handelsstreits, etwa die von den USA angedrohte Verhängung von Importzöllen für Fahrzeuge, würde die wirtschaftliche Aktivität
in Deutschland spürbar dämpfen. Zudem rückt der Zeitpunkt des Brexits näher, ohne dass erkennbar ist, wie sich das künftige
Verhältnis zwischen der Europäischen Union und Großbritannien gestaltet. Außerdem sind Zweifel an der finanzpolitischen
Stabilität Italiens aufgekommen. Weitere Gefahren gehen von den Krisen in Argentinien und in der Türkei aus, falls diese auf weitere Schwellenländer übergreifen, weil dort teilweise die Fremdwährungsverschuldung von Unternehmen stark gestiegen ist.

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