Über die Gemeinschaftsdiagnose

Im Forschungsprojekt „Gemeinschaftsdiagnose“ (GD) wird die wirtschaftliche Lage in Deutschland analysiert und prognostiziert. Die Diagnosen werden zweimal jährlich, jeweils im Frühjahr und im Herbst, erstellt. Die Prognosen der GD liefern eine Orientierung für die Projektionen der Bundesregierung. Die GD übernimmt als unabhängige Einrichtung gemäß Verordnung EU Nr. 473/2013 vom 21. Mai 2013 die Aufgabe der Befürwortung der Vorausschätzungen der Bundesregierung. Zudem entsendet die GD einen Vertreter in den unabhängigen Beirat des Stabilitätsrats.

Die GD ist ein gemeinsames Forschungsprojekt mehrerer Wirtschaftsforschungsinstitute. Durch ihre Zusammenarbeit werden die Analyse und die Prognose im Dialog und im Wettstreit mit verschiedenen theoretischen und methodischen Ansätzen bestmöglich fundiert. Es werden die bedeutenden wirtschaftlichen nationalen und internationalen Rahmenbedingungen und Entwicklungen untersucht und dargestellt. Auf dieser Basis erfolgt eine Analyse der wirtschaftlichen Lage in Deutschland, die Prognose der kurzen Frist und mittleren Frist einschließlich einer Potenzialschätzung. Das Gutachten enthält eine Analyse der Wirtschaftspolitik und wirtschaftspolitische Empfehlungen. Außerdem wird ein Schwerpunktthema mit Bezug zu aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen vertiefend behandelt.

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Zur Geschichte der Gemeinschaftsdiagnose

Die Gemeinschaftsdiagnose ist ein gemeinsamer Konjunkturbericht von mehreren Wirtschaftsforschungsinstituten über die Lage und Entwicklung der Weltwirtschaft und der Wirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland. Ihre Anfänge reichen bis in die ersten Jahre des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. Damals hatte sich zwischen der Verwaltung für Wirtschaft – sie war für die von den drei Westmächten besetzten Zonen des zusammengebrochenen Dritten Reiches zuständig – und der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute eine enge Zusammenarbeit ergeben. Beide hatten ihren Sitz zunächst in Frankfurt. Nach der Errichtung der ersten Bundesregierung siedelte auch die Arbeitsgemeinschaft im Jahre 1950 nach Bonn um. Ihren Kern bildeten jene Institute, die wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin (DIW) und das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches neue Präsidenten erhalten hatten oder wie das ifo Institut für Wirtschaftsforschung gerade erst gegründet worden waren.“ (Döhrn und Filusch 2016, S. 9)

Literatur

Döhrn, R.; Filusch, B. (2016): Die Gemeinschaftsdiagnosen – Ursprung und Entwicklung, Probleme und Ergebnisse, rwi Materialien, Heft 107, S. 9

Holtemöller, O. (2023): Die Gemeinschaftsdiagnose – Wirtschaftspolitischer Hintergrund, Methoden und Prognosegüte, WiSt 52(9), 33-39

Kooths, S. (2024): Starke Stimmen mit Chorgeist. Wirtschaftspolitische Beratung im Rahmen der Gemeinschaftsdiagnose, Wirtschaftsdienst 104(1), 38-41