Die Institute der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose legen hiermit ihre im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie erstellte Analyse der Entwicklung der deutschen Wirtschaft und der Weltwirtschaft vor. Diese 129. Gemeinschaftsdiagnose steht unter dem Titel
Deutsche Wirtschaft stagniert – Jetzt Wachstumskräfte stärken
Die Analyse zeigt, dass die Einschätzung der Institute vom Frühjahr 2014 wohl zu optimistisch war. Im vorliegenden Gutachten prognostizieren die Institute einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von nur 1,3 Prozent (68 Prozent-Prognoseintervall: 1,1–1,5 Prozent). Auch für das kommende Jahr, für das die Institute nunmehr einen Anstieg um 1,2 Prozent erwarten, wurden die Erwartungen gegenüber dem Frühjahr deutlich heruntergeschraubt. Vor einem halben Jahr waren noch Veränderungsraten für das Bruttoinlandsprodukt von 1,9 Prozent für dieses und 2,0 Prozent für kommendes Jahr erwartet worden. Nicht nur die Institute wurden in ihren Erwartungen enttäuscht; auch in den Unternehmen und bei den privaten Haushalten hat sich Ernüchterung über die Aussichten breit gemacht. Dies liegt zum einen am außenwirtschaftlichen Umfeld: Die europäischen Nachbarländer scheinen sich langsamer als erwartet von der Krise zu erholen und die globale wirtschaftliche Dynamik hat sich eingetrübt. Zum anderen bleiben die binnenwirtschaftlichen Expansionskräfte hinter den Erwartungen zurück: Die Institute waren bisher davon ausgegangen, dass die für Deutschland historisch niedrigen Zinsen die Investitionstätigkeit stimulieren würden. Mehr und mehr zeichnete sich in den vergangenen Monaten aber ab, dass die deutsche Investitionsschwäche nicht überwunden wird. Die Wirtschaftspolitik ist in diesem Umfeld gefordert, die Wachstumsmöglichkeiten in Deutschland zu verbessern. Die deutsche Finanzpolitik hat angesichts einer momentan günstigen Haushaltslage gestalterische Spielräume für einen Mix aus Abgabenentlastungen und zusätzlichen investiven Staatsausgaben.